Ein Königssitz mit Tanzsaal und „Greengarden“

Historische Zeichnung, s. Bildbeschreibung Historische Zeichnung, s. Bildbeschreibung Historische Zeichnung, s. Bildbeschreibung
„Das Welfenschloss bei Hannover“, Originalzeichnung von S. Kirchgeßner, 1862

„Ich bestimme hiermit,“ so König Georg V., „[…] dass Mein auf der Stelle des früheren Schlosses Montbrillant neu zu errichtendes und bereits im Bau begriffenes Schloss den Namen,Königssitz‘ und der dazu gehörige Garten den Namen ,Schlossgarten zum Königssitz‘ führen soll.“ Vor den Toren der Stadt Hannover sollte Christian Heinrich Tramm (1819-1861) das neue Märchenschloss Georg des V. Wirklichkeit werden lassen. Bewusst entschied sich der König gegen den streng klassizistisch und altgedienten Baumeister Georg Ludwig Friedrich Laves. Sein musisch, schwärmerisches Naturell stand dem seines autoritären Vaters Ernst August gegenüber. Georg wählte den gleichaltrigen Architekten Tramm. Romantisches Sehnen war angesagt. Die „Hannoversche Architekturschule“ der Polytechnischen Hochschule hatte bereits die Romanik für sich wiederentdeckt. Baustile des Mittelalters und der Renaissance wurden durch Rekombination zu üppigen Neuschöpfungen. Fünf imposante Türme sollten dem neuen Schloss eine malerisch, burgenhafte Anmutung geben. Der Entwurf gefiel so gut, dass Georg die ursprüngliche Sommerresidenz zu einem dauerhaften Hauptwohnsitz erweitern ließ. Allerdings, auch die Ansprüche an die Ausstattung des Gebäudes stiegen von Entwurf zu Entwurf. Tramm schrieb an sein Team, dass „die Erweiterung der Seitenbauten in Bezug auf größere gesellschaftliche Verhältnisse, Tanzsaal etc. eine größere Ausdehnung […] gegeben werden soll, als ursprünglich intendiert war.“ Eine Kapelle und ein gusseiserner „Greengarden“ [Wintergarten] wurden ebenfalls zusätzlich gewünscht. Letztlich verhinderte der Lauf der Geschichte – die Preußische Annexion 1866 – den Erstbezug durch Georg V. Heute residieren die Studierenden hier dafür umso königlicher.

(Text: Dr. Ariane Walsdorf)