Anmutig, zierlich und elegant mutet die kleine Lavesbrücke im Welfengarten an – und doch ist ihre Konstruktion eine echte Innovation im historischen Brückenbau. Stahl war das Material der Zeit und Ausdruck des neuen aufstrebenden Industriezeitalters. Wintergärten mit Gusseisenkonstruktion, Wandelgänge, Geländer und natürlich Brücken standen im modernen Kontrast zu den an der klassischen Antike orientierten Gebäuden. Georg Ludwig Friedrich Laves (1788-1864) hat als Architekt und Hofbaumeister (seit 1814) das Stadtbild Hannovers maßgeblich geprägt. Laves experimentierte schon früh mit dem modernen Material Stahl, welches in Hannover meist die Eilers Werke lieferten. 1835 meldete er ein Patent für einen „Linsenträger“ an. Wegen seiner konkav-hängenden Form unter der Brücke wird er auch als „Fischbauchträger“ bezeichnet. Bei diesem Träger werden beide Gurte gleich beansprucht. Der Obergurt nimmt die Druckkräfte, der Untergurt nimmt die Zugkräfte auf. Dieses System erlaubt eine zierliche Bauweise beim Überspannen längerer Strecken. Ursprünglich gehörte die hübsche kleine Brücke von 1846 noch zum Vorgängerschloss Montbrillant. Noch heute schmückt sie den Welfengarten und steht für technische Innovationen aus Hannover.
(Text: Dr. Ariane Walsdorf)