Austri, Westri, Nordri und Sudri - Die Zwergengalerie

Detailaufnahme einer Säule mit den Zwergenreliefs Detailaufnahme einer Säule mit den Zwergenreliefs Detailaufnahme einer Säule mit den Zwergenreliefs © Sören Pinsdorf/LUH

Die Zwerge „Austri, Westri, Nordri und Sudri“ tragen in der altnordischen Skaldendichtung „Edda“ von Snorri Sturluson (13. Jahrhundert) die Himmelskuppel. Im Welfenschloss findet man sie folglich in allen vier Ecken am Stützwerk des Deckengewölbes in der ersten und der Galerieetage. Wie es sich für mystische Zwergenwesen gehört, sind sie dort mit allerlei Zwergenaufgaben beschäftigt: schmieden, hämmern und Erz abtragen. Sowohl der Architekt Tramm als auch sein Bauherr König Georg V. hatten etwas übrig für nordische Mythologie. Einst sollte ein Marmorfries mit Szenen aus der „Snorra- Edda“ das Welfenschloss schmücken. Nach der preußischen Annexion 1866 kam es nur zur Ausführung in Gips. Diesen ließ die Technische Hochschule im Vestibül anbringen (siehe Foto).

Verstibül, Aufnahme vor 1943 Verstibül, Aufnahme vor 1943 Verstibül, Aufnahme vor 1943
Das Vestibül verband die Südseite des Welfenschlosses mit der Gartenseite. Rechts und links befanden sich offene Höfe. Heute überspannt der Lichthof die gesamte Fläche. Foto: Aufnahme vor 1943, Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Fotosammlung, Foto: IFDN 843

Genau wie die Riesen sind die Zwerge der Edda mystische Wesen. Sie verfügen über Zauberkräfte und sind exzellente Schmiede. Odins Speer Gungnir und Thors Hammer Mjölnir entstammen den Zwergenschmieden. Bekannterweise ist auch der Harz ein gut dokumentierter Aufenthaltsort für Zwerge. Beispielsweise erstreckt sich das unterirdische Königreich des Zwergenkönigs Hübich nördlich von Bad Grund. Hier ragt der Hübichenstein als markante Sehenswürdigkeit im Harz rund 50 Meter in die Höhe, den Zwergenkönig soll man hier häufiger antreffen. Der Oberharzer Silberbergbau hatte von je her eine enge Verbindung zum Welfenhaus. Die reichen Silbervorkommen flossen üppig in die Staatskasse. Im nationalsozialistischen Terrorregime wurden die nordischen Heldensagen für ideologische Ziele umgedeutet und missbraucht. Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Edda-Fries deshalb entfernt. Die Zwerge sind geblieben und erzählen dem Betrachter noch heute von der bewegten Geschichte des Welfenschlosses.

(Text: Dr. Ariane Walsdorf)