Der „Kraftwagen Einheitsverbandkasten“

Alter Verbandkasten aus Metall Alter Verbandkasten aus Metall Alter Verbandkasten aus Metall © Sören Pinsdorf/LUH
Aufgeklappter Verbandkasten mit erhaltenen Medizinprodukten aus den 1950ern Aufgeklappter Verbandkasten mit erhaltenen Medizinprodukten aus den 1950ern Aufgeklappter Verbandkasten mit erhaltenen Medizinprodukten aus den 1950ern © Sören Pinsdorf/LUH

Der „Kraftwagen Einheitsverbandkasten der Berufsgenossenschaften“ der Firma Lohmann von 1955 mit „Anleitung zur Ersten Hilfe bei Unfällen“ und „Nachbestellkarten“ beinhaltet neben Pflastern, Mullbinden und Sicherheitsnadeln erstaunlicherweise auch „Schlagaderabbinder (Darf höchstens 2 Stunden angelegt bleiben. [!])“, Armschienen und „Lavendel-Ammoniak-Riechampullen“. Bei Unfällen war der Ersthelfer in den fünfziger Jahren wohl eindeutig mehr auf sich selbst gestellt. Die Geschichte des Verbandkastens beginnt 1888 mit dem Ausbau des amerikanischen Eisenbahnnetzes. Da die Schienenarbeiter bei Notfällen weit weg von ärztlicher Versorgung waren, erfand Robert Wood Johnson ein Erste-Hilfe-Set. Der Verbandkasten seiner Firma Johnson & Johnson wurde zum Standard in der Notfallversorgung. In der Bundesrepublik Deutschland werden Verbandkästen gesetzlich erstmals 1960 für Busse zur Personenbeförderung vorgeschrieben. PKW müssen erst ab 1970 einen Verbandkasten an Bord haben. Die 1851 gegründete Firma „Lohmann“ ist noch heute im Bereich Medizinprodukte tätig und gilt als Vorreiter in der „Klebebandtechnologie“.  Der glücklicherweise nahezu unbenutzte Inhalt des Verbandkastens, den Rolf Hoelscher dankenswerterweise in der Tischlerei der Leibniz Universität aufbewahrt hat, spricht aber für hohe Arbeitssicherheit durch fachliches Können.

(Text: Dr. Ariane Walsdorf)