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Leibniz Universität weiht Gedenkwand ein

Leibniz Universität weiht Gedenkwand ein

Erinnerung an Hochschulmitglieder, die in der NS-Zeit von Unrechtsmaßnahmen betroffen waren

Die Leibniz Universität Hannover hat heute um 14 Uhr eine Namenswand offiziell eingeweiht, die der Opfer NS-bedingter Unrechtsmaßnahmen an der damaligen Technischen Hochschule Hannover ab 1933 gedenkt. Platziert sind die Namen an prominenter Stelle neben dem ServiceCenter im Lichthof des Welfenschlosses. Dabei wurde bewusst auf die Anbringung einer Tafel verzichtet und die Namen direkt auf die Wand aufgebracht. Die Einweihung der Namenswand ist, wie auch die Umbenennung dreier Hörsäle, ein weiterer Baustein der Leibniz Universität bei der Aufarbeitung eines dunklen Kapitels ihrer Vorgängerinstitution während der NS-Zeit.

„Mit der neuen Namenstafel im Lichthof sind die Opfer aus der NS-Zeit sichtbar aufgeführt für die Öffentlichkeit und alle Mitglieder und Angehörigen der Universität“, sagt Prof. Volker Epping, Präsident der Leibniz Universität Hannover. „Dies ist ein wichtiges Zeichen für die von Unrecht Betroffenen und ihre Nachkommen. Die Universität bekennt in der Nachfolge der Technischen Hochschule Hannover mit Nachdruck, dass sie sämtliche an dieser ab 1933 durch Hochschulorgane bewirkten NS-bedingten Beeinträchtigungen verurteilt und als von Anfang an nichtige Unrechtsakte wertet. Der Senatsarbeitsgruppe gilt für die Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels unserer Vorgängerinstitution mein herzlichster Dank.“

In den letzten Jahren hat eine auf Beschluss des Senates eingerichtete Arbeitsgruppe die Verleihung und den Entzug von Titeln während der NS-Zeit ausführlich aufgearbeitet. Die Namen der von Beeinträchtigung betroffenen Hochschulmitglieder wurden im Rahmen einer Gedenkfeier an der Universität bereits im November 2013 öffentlich verlesen. An der Rektoren- und Präsidentengalerie der Universität wurde zudem ein Hinweis angebracht, welcher diejenigen Rektoren ausweist, die in der Zeit von 1933 bis 1945 an der Hochschule gewirkt und Unrecht mitgetragen haben.

Umbenannt wird am 18. November auch der Hörsaal B 302, der zur Fakultät für Mathematik und Physik gehört, in Klaus Fröhlich Hörsaal sowie der E001, für den die Fakultät für Bauingenieurwesen und Geodäsie verantwortlich ist, in Hugo Kulka Hörsaal. Ein weiterer Hörsaal der Naturwissenschaftlichen Fakultät wurde bereits im Juni dieses Jahres nach Walter Dux benannt.

 

Hintergrund:

Walter Dux (1889-1987)

1912 Dipl.-Ing., 1913 Promotion zum Dr.-Ing. an der TH Hannover,

wo er bei Prof. Dr. Max Bodenstein am Institut für Physikalische Chemie und Elektrochemie wichtige Beiträge zur Entdeckung der Kettenreaktion leistete. Repressionen aus rassistischen Gründen veranlassten ihn 1936 zur Emigration nach Großbritannien. 1939 erfolgte der zwangsweise Entzug der deutschen Staatsangehörigkeit und die daran gekoppelte Aberkennung des Doktortitels durch Streichung aus der hochschulinternen Promotionsliste. 1963 fand die Feier der Goldenen Promotion an der TH Hannover ohne erkennbares Bewusstsein dieses Unrechts statt.

 

Klaus Fröhlich (1918-1945)

Student der Physik an der TH Hannover, 1937-1939. 

1938/39 wurde Fröhlich aus rassistischen Gründen die Aushändigung des bestandenen Vordiplomzeugnisses verweigert. Dies geschah trotz vorliegender Aufnahmeerklärung der Harvard Universität und im Wissen um die Notwendigkeit eines Zeugnisses oder Empfehlungsschreibens, um das Studium dort fortführen zu können. Seine Emigration in die USA wurde durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges verhindert. Mitte 1943 Deportation ins KZ Auschwitz. 1945 im KZ Buchenwald umgekommen.

 

Hugo Kulka (1883 - 1933)

Bauingenieur, 1912 Promotion und von 1924 bis 1933 Honorarprofessor für Eisenwasser- und Eisenbrückenbau an der TH Hannover.

Führend beteiligt an der Entstehung bedeutender Bauwerke, u. a. der Hallen des Leipziger Hauptbahnhofes und der Lidingö-Brücke/Stockholm. Kulka stand 1932 auf Platz 1 der Berufungsliste für den Lehrstuhl für Eisenbau und Statik, war in der Hochschule jedoch schon zu dieser Zeit wegen seiner jüdischen Herkunft umstritten. Er wurde 1933 von der Hochschule vertrieben, floh nach Den Haag und starb im Oktober desselben Jahres an den Folgen einer durch seine Flucht verschleppten Erkrankung.