Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat jeweils 15 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler neu in die Emmy Noether- und die Heisenberg-Förderung aufgenommen. Die Leibniz Universität Hannover (LUH) ist mit Dr. Carmen Becker vom Institut für Religionswissenschaft und Prof. Dr. Julia Stenzel vom Deutschen Seminar vertreten.
Emmy Noether-Förderung am Institut für Religionswissenschaft
Dr. Carmen Becker ist seit 2015 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Religionswissenschaft der LUH. Sie erhält die Emmy Noether-Förderung für das Vorhaben „Die Reproduktion von Religion in säkularen Gesellschaften (RelSec)“. In säkularen Gesellschaften bekennen sich immer weniger Menschen dezidiert zu einer Religion und Mitgliederzahlen religiöser Institutionen gehen zurück. Dennoch ist Religion als Kategorie zur Differenzierung von Individuen, Objekten und Kollektiven zentral. So entscheiden säkulare Gerichte darüber, ob einer Gemeinschaft der Status einer Religionsgemeinschaft zuerkannt werden kann. In Bildungskontexten und im kulturellen Feld wird Religion zum Teil des kulturellen Erbes. Die Forschungsgruppe untersucht in vier Teilprojekten, wie Religion als Differenzierungs- und Klassifizierungskategorie in säkularen Gesellschaften in sozialen und institutionellen Arenen kontinuierlich reproduziert wird.
Das Emmy Noether-Programm richtet sich an hervorragend qualifizierte Postdocs sowie befristet beschäftigte Juniorprofessorinnen und -professoren in einer frühen Phase ihrer wissenschaftlichen Karriere. Es ermöglicht ihnen, sich durch die eigenverantwortliche Leitung einer Emmy Noether-Gruppe über einen Zeitraum von sechs Jahren für eine Hochschulprofessur zu qualifizieren.
Heisenberg-Professur am Deutschen Seminar
Prof. Dr. Julia Stenzel ist seit dem 1. Oktober 2024 Heisenberg-Professorin für deutsche Literatur des 17. bis 19. Jahrhunderts am Deutschen Seminar der Philosophischen Fakultät. Ihr Heisenberg-Projekt trägt den Titel „Gewissheitsäquivalente. Szenologien von Vergewisserung und Ungewissheit in Theater, Performance und Gesellschaft (20./21. Jh.)“. Es begreift sich als Brückenschlag zwischen Theaterwissenschaft, Philologie, Bildungs- und Wissensgeschichte. Ein zentraler Ausgangspunkt der Projektarbeit ist die historisch und philologisch informierte Kritik moderner Lektüren demokratischer Grundbegriffe wie Polis, Demos und Agora vor dem Hintergrund ihrer antiken Prätexte. Das Projekt unterzieht grundlegende Identifikations- und Differenzmodelle von „Theater“ einer Relektüre und leistet einen Beitrag zu einer theaterwissenschaftlichen Religionsforschung.
Das Heisenberg-Programm steht Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern offen, die bereits die Voraussetzungen erfüllen, um auf eine unbefristete Professur berufen zu werden. Es ermöglicht den Forscherinnen und Forschern, an einem Ort ihrer Wahl eigene hochkarätige Projekte fortzusetzen und ihre wissenschaftliche Reputation weiter zu steigern, um sich so innerhalb von bis zu fünf Jahren auf eine wissenschaftliche Leitungsfunktion vorzubereiten.