Das Problem ist nicht nur Bauern auf ihren Feldern bekannt, sondern auch vielen Freizeitgärtnern aus dem heimischen Garten: Nach wiederholtem Anbau einer Pflanzenart scheint der Boden ausgelaugt, die Pflanzen wachsen langsamer als zuvor, die Erträge sinken. Koordiniert vom Institut für Gartenbauliche Produktionssysteme der naturwissenschaftlichen Fakultät ist eine Gruppe von Forscherinnen und Forschern aus der Leibniz Universität und von weiteren zehn deutschen Universitäten und Forschungseinrichtungen jetzt den Ursachen auf der Spur. Sie werden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Ausschreibung „Boden als nachhaltige Ressource für die Bioökonomie“ – kurz: BonaRes gefördert.
„Im Gartenbau spricht man bei solchen Wachstumsdepressionen, die in der Familie der Rosengewächse besonders ausgeprägt sind, von Nachbaukrankheit oder Bodenmüdigkeit“, erläutert Prof. Dr. Traud Winkelmann vom Institut für Gartenbauliche Produktionssysteme, die das im November startende Projekt „ORDIAmur“ – ein Verbundprojekt im Rahmen von BonaRes – koordiniert. Die Abkürzung steht für „Overcoming Replant Disease by an Integrated Approach“, zu eutsch: Integrierter Ansatz zur Überwindung der Nachbaukrankheit. Wie entstehen durch die Pflanzenwurzeln die Veränderungen im Boden, die hauptsächlich die Lebewesen im Boden betreffen? Welche Störungen sind kritisch für den Erhalt der Bodenfunktionen und welche sind tolerabel? – so lauten die Kernfragen für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. „Unser Ziel ist es, neue Ansätze und Strategien zu entwickeln, um die Bodengesundheit zu erhalten und wiederherzustellen“, sagt Winkelmann. An der Leibniz Universität Hannover sind neben dem Institut für Gartenbauliche Produktionssysteme auch das Institut für Bodenkunde sowie das angegliederte Zentrum für Betriebswirtschaft im Gartenbau an den Forschungsarbeiten beteiligt.
Untersuchungsgegenstand ist der Apfelanbau. Hier ist aufgrund der Konzentration der Obstproduktion und der Anzucht der Obstbäume in Anbauzentren ein Flächenwechsel, wie er in einer guten Fruchtfolge bei krautigen Pflanzen praktiziert wird, meist nicht möglich. Auch chemische und thermische Bodenbehandlungen können aus ökologischen und ökonomischen Gründen nur selten eingesetzt werden, zumal derzeit keine sogenannten chemischen Entseuchungsmittel zugelassen sind. „Denkbare Wege könnten sein, geeignete Mikroorganismen in den Boden einzubringen oder tolerante Unterlagen für die Anzucht bereitzustellen“, berichtet Winkelmann. Um diese zu entwickeln, wird zunächst das komplexe Wirkungsgefüge von physikalischen, chemischen und biologischen Prozessen, die das System Boden ausmachen, untersucht. Geplant ist auch, über BonaRes ein Web-Portal zu etablieren, das potenziellen Nutzern aus Politik und landwirtschaftlicher Praxis wissensbasierte Handlungsoptionen für die Bewirtschaftung und Nutzung von Böden anbieten. Die Ergebnisse werden nicht nur für die Agrarproduktion von Bedeutung sein, sondern helfen auch, das „Ökosystem Boden“ besser zu verstehen. Schließlich erbringen Böden vielfältige Leistungen, die weit über den landwirtschaftlichen Nutzen hinausgehen, wie etwa das Speichern von Wasser und Kohlenstoff sowie den Erhalt der biologischen Artenvielfalt.
Das Projekt BonaRes -unter dessen Dach zehn interdisziplinäre Projektverbünde und das BonaRes–Zentrum für Bodenforschung arbeiten – wird vom BMBF im Rahmen der Nationalen Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030 gefördert. Für den Verbund ORDIAmur, der elf Universitäten und Forschungseinrichtungen umfasst, sind über drei Millionen Euro vom BMBF für die ersten drei Jahre zugesagt, bei positiver Zwischenevaluation kann das Projekt für neun Jahre gefördert werden. Das Teilprojekt ORDIAmur an der Leibniz Universität erhält rund 1,12 Mio. Euro vom BMBF für die ersten drei Jahre.
Weitere Informationen finden Sie unter www.bonares.de
Hinweis an die Redaktionen
Für weitere Informationen steht Ihnen Prof. Dr. Traud Winkelmann vom Institut für Gartenbauliche Produktionssysteme der Leibniz Universität Hannover, unter Telefon +49 511 762 3602 oder per E-Mail unter traud.winkelmann@zier.uni-hannover.de gern zur Verfügung.