Das Zentrum deutsche Sportgeschichte e. V. und die Universität Potsdam und die Leibniz Universität Hannover zeigen noch bis zum 16. August 2015 auf dem Washingtonplatz vor dem Berliner Hauptbahnhof die Ausstellung "Zwischen Erfolg und Verfolgung - Jüdische Stars im deutschen Sport bis 1933 und danach". In einer großformatigen skulpturalen Präsentation würdigt die Ausstellung das große Verdienst jüdischer Sportlerinnen und Sportler für die Entwicklung des modernen Sports in Deutschland und dokumentiert anhand ausgewählter Porträts deren Verfolgung in der Zeit des Nationalsozialismus. Die Ausstellung ist Teil des Kulturprogramms der zeitgleich in Berlin stattfindenden European Maccabi Games, deren erstmalige Austragung in Deutschland eine hohe symbolische Bedeutung besitzt.
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen 17 herausragende deutsch-jüdische Sportlerpersönlichkeiten, die als Nationalspieler, Welt- und Europameister, Olympiasieger und Rekordhalter zu den gefeierten Idolen ihrer Zeit zählten. Mit überlebensgroßen Silhouetten wird an ihr Leben und ihre Erfolge erinnert. Nur weil sie Juden waren, wurden diese Frauen und Männer während der NS-Zeit aus ihren Sportvereinen ausgeschlossen, Titel wurden aberkannt.
Dem deutschen Fußballpionier Walther Bensemann, Mitbegründer des Deutschen Fußball-Bundes, blieb wie vielen anderen nur die Flucht. Nicht wenige Sportler, wie der Fußballnationalspieler Julius Hirsch oder die zehnfache Deutsche Leichtathletikmeisterin Lilli Henoch, wurden deportiert und ermordet. Ralph Klein entkam nur knapp der Deportation nach Auschwitz. Nach dem Krieg war er israelischer, später deutscher Basketball-Nationaltrainer. Vorgestellt werden ebenfalls die Biografien der Fechtolympiasiegerin Helene Mayer, des Schachweltmeisters Emanuel Lasker, des Meisterboxers Erich Seelig, der Deutschen Tennismeisterin Nelly Neppach, der Deutschen Speerwurfmeisterin Martha Jacob, der Leichtathletin Gretel Bergmann, der Turnolympiasieger Alfred und Gustav Felix Flatow, der Europameister im Gewichtheben beziehungsweise im Ringen Julius und Hermann Baruch, des Eishockeyspielers Rudi Ball und des deutschen Fußballnationalspielers Gottfried Fuchs. Die Ausstellung bietet mit der Schwimmerin Sarah Poewe aber auch einen Ausblick und stellt eine wichtige Verbindung zur Gegenwart her. Poewe gewann als erste jüdische Athletin nach Ende des Zweiten Weltkrieges für Deutschland eine olympische Bronze-Medaille 2004 in Athen.
Gefördert wird die Ausstellung durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), die DFB-Kulturstiftung, die Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" (EVZ) und die Deutsche Bahn Stiftung. Autoren sind die Historiker Dr. Berno Bahro, Prof. Dr. Hans Joachim Teichler (beide Potsdam), Prof. Dr. Lorenz Peiffer und Dr. Henry Wahlig (beide Hannover). Das Thema Juden in der Sportgeschichte ist ein Forschungsschwerpunkt am Institut für Sportwissenschaft der Leibniz Universität.