Die Bedingungen in der Produktion verändern sich immens – insbesondere im Zusammenhang mit Industrie-4.0-Neuerungen. Wie bleiben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter diesen veränderten Bedingungen mit ihrem Know-how am Ball und können ihre Fähigkeiten an die neuen Anforderungen anpassen? Am Produktionstechnischen Zentrum der Leibniz Universität Hannover (PZH) sind zwei unterschiedliche Vorhaben neu gestartet, in denen Wissenschaftler gemeinsam mit Unternehmen Lösungen entwickeln:
1) Im Rahmen des Industrieforums „Kompetenzen in der Fertigung“ besuchen Wissenschaftler Mitgliedsunternehmen, analysieren den Kompetenzstand, bewerten und empfehlen Weiterbildungsmaßnahmen oder stellen auch spezifische Ansätze wie etwa Visualisierungen für Montageabläufe vor, die so auch für Mitarbeiter mit geringen Sprachkenntnissen einfach zu verstehen sind. Zweimal im Jahr trifft sich das Industrieforum zum Austausch der Ergebnisse. Abhängig von ihrer Größe zahlen die Unternehmen Mitgliedsbeiträge zwischen ein- und achttausend Euro. Das Angebot wird von der Region Hannover mit 150.000 Euro gefördert und ist für neue Mitglieder noch offen.
Zum Kick-off des Industrieforums trafen sich Mitte April rund 15 Vertreterinnen und Vertreter kleiner und mittlerer Unternehmen aus der Region Hannover mit Wissenschaftlern und Wirtschaftsförderern im PZH. Koordiniert hat das Treffen Marc-André Dittrich, Leiter des Bereichs Produktionssysteme am Institut für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen (IFW). Ihm geht es darum, bei „all den technischen und organisatorischen Veränderungen in der Produktion die Mitarbeiter nicht zu vergessen und insbesondere den eher praktischen Anforderungen und sehr unterschiedlichen Rahmenbedingungen kleinerer Unternehmen gerecht zu werden.“
2) Weitere Wissenschaftler des PZH sind derzeit für das Anfang 2016 gestartete große Verbundprojekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung „Intro 4.0 – Befähigungs- und Einführungsstrategien für Industrie 4.0“ unterwegs. In diesen und den kommenden Wochen leiten sie Initialisierungsworkshops, die deutschlandweit bei den insgesamt sechs Partnerunternehmen durchgeführt werden, als niedersächsische Unternehmen sind Sennheiser und Sartorius dabei. Am Ende des auf drei Jahre angelegten Forschungsvorhabens soll ein reifegradbasierter und risikoorientierter Handlungsleitfaden stehen, der frei zugänglich ist. „Wir stülpen einem Unternehmen ja kein Konzept über. Wir schauen, wo es steht, und prüfen, welche Strategien sinnvoll sind - und welche nicht“, sagt Marco Hübner vom Institut für Fabrikanlagen und Logistik (IFA). Er selbst arbeitet dabei an der technologischen Methodenentwicklung zur Einführung von Industrie 4.0, die die Bereiche Störungsmanagement, Visualisierung, Simultaneous Engineering und Logistik umfasst.
Sein IFA-Kollege Norman Malessa hat währenddessen den Menschen im Blick. Malessas Anliegen ist es, die Mitarbeiter in die Veränderungsprozesse mit einzubeziehen und durch gezieltes Kompetenzmanagement zu befähigen, den neuen Rollen, Aufgaben und Anforderungen von Industrie 4.0 gerecht zu werden. Dazu trägt auch die Zusammenarbeit mit „Festo Didactic“ bei, einem weiteren Projektbeteiligten. Festo Didactic ist weltweit führender Bildungsdienstleister im Bereich der industriellen Automation. Auch die Beteiligung von Gewerkschaften im „Intro 4.0“-Beirat gewährleistet, dass die Interessen der Mitarbeiter nicht in der zweiten Reihe landen.
Hintergrund:
Das Produktionstechnische Zentrum der Leibniz Universität Hannover ist mit seiner Expertise beim Thema Industrie 4.0 bundesweit vorn: Seit Januar 2016 beherbergt es das erste vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderte Kompetenzzentrum Mittelstand 4.0, siehe www.mitunsdigital.de. Bereits seit Anfang 2015 arbeitet das Production Innovations Network PIN mit zahlreichen Unternehmen an maßgeschneiderter Forschung und Implementierung von Industrie-4.0-Lösungen in die Praxis der Produktion, siehe www.pin-hannover.de. Die Grundlagenforschung für all diese transferorientierten Projekte stammt insbesondere aus dem am PZH angesiedelten Sonderforschungsbereich „Gentelligente Bauteile“, in dem seit 2005 smarte, kommunikationsfähige Bauteile und Systeme erforscht werden, die eine zentrale Grundlage für die vernetzte Produktion der Industrie 4.0 darstellen.
Hinweis an die Redaktionen
Für weitere Informationen stehen Ihnen Marc-André Dittrich, M.Sc. unter Telefon +49 511 762 2554 oder per E-Mail unter dittrich@ifw.uni-hannover.de und Marco Hübner, M.Sc. unter Telefon +49 511 762 18186 oder per E-Mail unter huebner@ifa.uni-hannover.de zur Verfügung.