Grenzen der Ausbeutung? EU-Migration zwischen Grenzregime und Erwerbsarbeit
Mit der COVID-19-Pandemie wurden bereits bestehende gesellschaftliche Spaltungslinien sichtbar und phasenweise auch zum Gegenstand öffentlicher Debatten und politischer Kritik. Dies trifft angesichts von Arbeitskräftemangel und Masseninfektionen auch auf die „Ausbeutung“ migrantischer Arbeiter*innen zu. In seinem Vortrag beleuchtet Peter Birke die „differentielle Inklusion“ von EU-Migrant*innen in entwertete Arbeits- und Tätigkeitsfelder – bei gleichzeitigem sozialrechtlichen Ausschluss. Bezugnehmend auf seine Forschung über Arbeitsprozesse und Arbeitskämpfe im Online-Versandhandel und in der Fleischindustrie diskutiert er die Reichweite staatlicher Eingriffe, sowie die Möglichkeit kollektiver Aktionen und politischer Kampagnen für eine Verbesserung von Arbeits- und Lebensverhältnisse multipel prekarisierter EU-Migrant*innen.
Die Veranstaltung ist kostenlos, eine Anmeldung ist nicht nötig.
Der Vortrag findet online statt und ist Teil der Veranstaltungsreihe "Freizügigkeit für alle?", in welcher im Austausch von Wissenschaft und Praxis die Mechanismen und Wirkungsweisen des Rassismus im EU-Binnengrenzregime beleuchtet wird. Warum werden die Kommunen zu entscheidenden migrationspolitischen Akteuren in der erweiterten Union? Weshalb entwickelt sich in diesem Kontext das Sozialrecht zu einem Instrument des Ausschlusses und der Migrationskontrolle? Und inwiefern strukturieren rassistische Deutungsmuster institutionelle Praktiken des Ein- und Ausschlusses von Unionsbürger*innen?
Referent/Referentin
Peter Birke ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Soziologischen Forschungsinstitut Göttingen und am Institut für Soziologie der Universität Göttingen. Vor Kurzem erschien seine Studie „Grenzen aus Glas. Arbeit, Rassismus und Kämpfe der Migration in Deutschland“ (2022).
Mit einem Kommentar von Anda Nicolae-Vladu, Arbeitslosenselbsthilfe Oldenburg
Veranstalter
Institut für Didaktik der Demokratie der Leibniz Universität in Kooperation mit dem Bildungsforum gegen Antiziganismus, der Hochschule Hannover und der Kommunalen Hochschule für Verwaltung in Niedersachsen
Gefördert im Rahmen der Ausschreibung "Zukunftsdiskurse" des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur
Termin
23. Februar 202218:00 Uhr - 20:00 Uhr