„Trennungstötung“ und „Ehrenmord“. Hegemoniekritik des Rechts am Beispiel der Rechtsprechung zu Feminiziden
Nach Antonio Gramsci sichert die herrschende Gruppe ihre Stellung im modernen, kapitalistischen Staat nicht nur durch Zwang und Gewalt, sondern auch durch Führung auf Basis von Konsens und Zustimmung der subalternen Gruppen. Dazu muss die herrschende Gruppe Kompromisse mit den subalternen Gruppen eingehen und sie auf diese Weise in ihr Herrschaftsprojekt einbinden. Das Ergebnis dieses Prozesses nennt Gramsci „hegemonialer Konsens“. Hegemonietheoretische Ansätze in der Rechtwissenschaft begreifen das Recht als eine der Institutionen, in denen dieser Konsens organisiert wird. In meinem Vortrag werde ich die Grundzüge einer hegemoniekritischen Perspektive auf das Recht darstellen und eine entsprechende Deutung der Rechtsprechung zu Femiziden vorschlagen. Diese interpretiere ich als Teil eines okzidentalen Hegemonieprojekts (Gabriele Dietze). In diesem Herrschaftsprojekt übernimmt die Unterscheidung von „Orient“ und „Okzident“ eine identitätsstiftende Funktion für europäische Kulturen und die rassistische Vorstellung, westliche Emanzipationserfolge müssten im Wesentlichen gegen muslimische Migrant:innen verteidigt werden, erhält einen zentralen Stellenwert.
Referent/Referentin
Dr. Liza Mattutat ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin / Research Associate “ an der Leuphana Universität Lüneburg und hat seit dem Wintersemester 2021 die Post-doc-Stelle des Graduiertenkollegs „Kulturen der Kritik“ / DFG Research Training Group „Cultures of Critique“ inne.
Veranstalter
Frau Prof. Dr. Völzmann (Gastprofessur für Öffentliches Recht, Rechtsphilosophie, Geschlechter- und Diversityforschung)
Termin
27. November 202416:15 Uhr - 17:45 Uhr
Ort
Geb.: 1507Raum: 003
Königsworther Platz 1
30167 Hannover