Im Schatten der Vergangenheit. Antisemitismuserfahrungen einer deutsch-jüdischen Familie im Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit.

Der aus einer deutsch-jüdischen Familie stammende Bestseller-Autor und Journalist Martin Doerry hat 2002 die Geschichte seiner in Auschwitz ermordeten Großmutter, Lilli Jahn, publiziert. Das in zwanzig Sprachen vorliegende Buch, „Mein verwundetes Herz“ basiert auf mehr als 500 Briefen, die Lilli während der NS-Zeit an Kinder, Verwandte und Freunde schrieb und von diesen erhielt. Dokumente, die eindrücklich zeigen, welch schmerzhafte Konsequenzen der staatlich legitimierte, weit in der deutschen Gesellschaft verbreitete Antisemitismus für die Betroffenen und ihr Umfeld hatte. Denn Lilli lebte in einer sogenannten „arisch“-jüdischen „Mischehe“, ihre fünf Kinder galten nach nationalsozialistischem Recht als „Mischlinge“. Und ihr Schutz vor nationalsozialistischen Vernichtungsplänen endete, als sich ihr nicht-jüdischer Mann unter dem Eindruck nationalsozialistischer Pressionen von ihr scheiden ließ.

In der 2023 veröffentlichten Biographie seiner Mutter: „Lillis Tochter. Das Leben meiner Mutter im Schatten der Vergangenheit – eine deutsch-jüdische Familiengeschichte“ berichtet Doerry, über das Leben jener einst zu „Mischlingen“ erklärten jungen Deutschen in der Nachkriegszeit, die Notwendigkeit, mit der familiären Katastrophe fertig zu werden und die Konfrontation mit Verdrängung und fortlebendem Antisemitismus‘ nicht nur in Deutschland, sondern auch in England, wo sie vorübergehend Zuflucht gesucht hatten.