Erfahrungsbericht: Meeresbiologie in Vigo, Spanien

Svea war fünf Monate lang in Vigo und hat dort ein Auslandspraktikum im Bereich Meeresbiologie absolviert. In diesem Bericht erzählt sie von ihren Aufgaben, der Freizeit vor Ort und ihren Zukunftsplänen.

 

DIE PRAKTIKUMSEINRICHTUNG:

Vom 07. Mai 2021 bis zum 30. September 2021 war ich für ein Auslandssemester in der Stadt Vigo, gelegen an der Atlantikküste im Norden Spaniens. Dort sammelte ich Forschungsergebnisse für die Entwicklung meiner Masterarbeit. Im Rahmen dieser Tätigkeit war ich in der Forschungsgruppe von Dr. Jose Babarro am IIM-CSIC, die sich mit den ökophysiologischen Reaktionen natürlicher Ressourcen in einer sich verändernden Umwelt beschäftigt. 

Angesichts der Bedeutung des Meeres für die Wirtschaft Galiciens (Nordwestspanien) und des potenziellen Bedarfs der verschiedenen sozioökonomischen Sektoren, die mit dem Meer zusammenhängen (Ozeanographie, Fischerei, Meeresressourcen, Verarbeitung und Erhaltung von Meeresprodukten, Umweltauswirkungen usw.), besteht die Aufgabe des IIM-CSIC derzeit darin, Forschungsarbeiten zu entwickeln, die diesen Bedarf decken: 

  • Entwicklung einer integrierten und multidisziplinären Forschung in den Meereswissenschaften, die Fortschritte beim globalen Verständnis der Meeresökosysteme ermöglicht 
  • Ausbildung von spezialisiertem Forschungs- und technischem Personal, um dessen Weitergabe an andere Einrichtungen (Industrie, Verwaltung, Bildung) zu fördern 
  • Beitrag zur Lehre der Wissenschaft und ihrer Verbreitung in der Gesellschaft 
  • Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen und Technologien in den industriellen Sektor 

Das Projekt, mit dem ich mich befassen durfte, beschäftigte sich mit den Auswirkungen von künstlichem Licht in der Nacht auf benthische marine Organismen. Das Projekt war Teil des internationalen Ausbildungsprogramms GAME (Global Approach by Modular Experiment) vom GEOMAR in Kiel. 

 

MEINE AUFGABEN:

Ich konzipierte und entwickelte Experimentmodelle, um bei der Durchführung die Auswirkungen von künstlichem Licht in der Nacht auf die Seeigelart Paracentrotus lividus zu untersuchen. Mein Verantwortungsbereich umfasste: 

  • Fachgerechte Haltung und Betreuung der Tiere für das Experiment 
  • Ausrichtung des Experiments unter Einhaltung der Laborbedingungen 
  • Steuerung des Zeitmanagements der Experimente 
  • Teamkommunikation für einen reibungslosen Ablauf im Labor 
  • Regelmäßige Arbeitsgruppentreffen, um offene Fragen und neue Forschungsthemen zu diskutieren (virtuell und persönlich mit der jeweiligen Arbeitsgruppe)  

Im Rahmen des Masterprogramms wurde selbstständiges Arbeiten erwartet und ich konnte meine Teamfähigkeit sowie Problemlösungskompetenz verbessern. Dazu lernte ich den Umgang sowie die Analyse mit dem Statistikprogramm R. 

Während meines fünfmonatigen Aufenthalts in Vigo haben sich meine Spanischkenntnisse deutlich verbessert. Für mich sind jetzt ohne Probleme kurze Unterhaltungen möglich, ich kann im Restaurant bestellen und auf dem Markt einkaufen gehen. Mein Lernerfolg liegt unteranderem auch daran, dass wenige Leute Englisch sprechen, dies hat mich am Anfang meines Auslandsaufenthalts überrascht. 

 

SPANIEN - LAND & LEUTE:

Außerdem habe ich mich sehr für die spanische Kultur und Lebensweise interessiert und versucht möglichst viel mitzuerleben. Durch die warmen Temperaturen fand das Leben, anders als in Deutschland, viel mehr vor den Türen statt. Begeistert hat mich die Nähe und Lebensfreude, die viele Spanier*innen ausstrahlen. Es wird gerne gefeiert und der Alltag verlagert sich sehr in die Abendstunden. Abendbrotzeit ist meist erst gegen zehn Uhr abends. Ich habe in einer Wohngemeinschaft gelebt und konnte mich schnell an den neuen Tagesablauf gewöhnen. Neben dem Experiment blieb an Wochenenden oder kurzen Pausen auch Zeit die wunderschöne Natur Galiciens zu erkunden. Charismatische Berglandschaften und breite Strände prägen die Szenerie, wenn man mit dem Auto auf den oft leeren Straßen unterwegs ist. Eine persönliche Empfehlung ist das Ende des Jakobsweges, die Stadt Fisterra. Als westlichster Zipfel Europas bietet die Stadt einen wunderschönen Sonnenuntergang am Faro de Finisterre und lädt zu gutem Café und Seafood ein.

In meiner Freizeit besuchte ich oft umliegende Städte, verbrachte die Abendstunden am Strand oder genoss den großartigen Wein Galiciens. Im nahe gelegenen Rias Beixas befinden sich viele Weinberge und Weingüter, die frei zur Besichtigung stehen. Da ich mich vegetarisch/vegan ernähre habe ich versucht, Restaurants und Cafés mit pflanzlichen Optionen in Vigo zu entdecken. Die Auswahl an Lokalen oder an Ersatzprodukten in Supermärkten ist geringer als in Deutschland, aber es hat Spaß gemacht neue Dinge auszuprobieren, kleinere Läden, wie einen Unverpackt-Laden oder die kleinen Fruchtstände zu unterstützen und mit Spanier*innen über eine pflanzliche Ernährung ins Gespräch zu kommen. 

 

VORTEILE FÜR DAS STUDIUM & DEN SPÄTEREN BERUF:

Der Auslandsaufenthalt fügte sich perfekt in meine Studienlaufbahn ein. Ich durfte im Rahmen meiner Bachelorarbeit bereits ein Auslandssemester in Göteborg verbringen und hatte mir das persönliche Ziel gesteckt, dass mit meiner Masterarbeit zu wiederholen. Nach dem Master möchte ich weiterhin in der Forschung arbeiten, daher sind die internationalen Erfahrungen für meine persönliche Entwicklung und Ausrichtung enorm wichtig. 

Für meine spätere berufliche Laufbahn konnte ich einige Erfahrungen sammeln: 

  • Ich möchte im Feld und nicht nur im Büro arbeiten, die Erfahrungen vor Ort sind für mich unbezahlbar und besonders spannend 
  • Ich möchte international arbeiten. Forschung sollte über Ländergrenzen hinweg nutzbar sein 
  • Meeresbiologie ist meine Leidenschaft und am Meer zu leben gibt mir ein Stück Lebensqualität 

Durch meine Auslands-Erfahrungen hat sich meine Einstellung gefestigt, dass der Bereich der Ökologie mich besonders interessiert. Mein Ziel ist es einen Beruf zu ergreifen, der sich mit den Problemen der Zeit beschäftigt und nach Lösungsansätzen sucht. 

Ich würde immer wieder einen Auslandsaufenthalt mit dem Erasmus+ Programm empfehlen und jeden und jede ermutigen sich zu bewerben. Die akademischen und privaten Erfahrungen aus Spanien haben meinen Blick auf Dinge, wie den Umgang mit der Umwelt, das Recyclingsystem oder die Parteienlandschaft in Deutschland, im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, geändert und mir einen neuen Blickwinkel ermöglicht. Nach meiner Auslandserfahrung gehe ich offener und aufmerksamer durch die Welt. Ich bin dem Erasmus-Programm sehr dankbar, dass mir diese Möglichkeit in Vigo eröffnet wurde.