Kipppunkte im Klimasystem - eine Einordnung
Der anthropogen angetriebene Klimawandel ist bereits in vollem Gange mit zum Teil drastischen lokalen Folgen, insbesondere durch Wetterextrema. Grund genug, die Herausforderung des Klimaschutzes konsequent anzugehen. Dies wird in Teilen der Bevölkerung mit panikartigen Argumenten in Bezug auf Klima-Kipppunkte motiviert. Daher hat sich die DMG entschlossen, ein Statement zu verfassen, in der das wissenschaftliche Wissen zum Thema Klipppunkte zusammengefasst wird. Als Koautor beziehe ich mich zum Teil auf dieses Statement, gehe jedoch stärker auf die physikalische Interpretation klimageschichtlicher und möglicher künftiger Kipppunkte ein.
Zahlreiche rasche Klimaänderungen in der Erdgeschichte, wie die „Schneeballerde“ oder die drastischen Schwankungen der Atlantischen Meridionalen Zirkulation (AMOC) während des letzten Glazials, lassen sich physikalisch als Kippen beschreiben, aber unser wissenschaftliches Wissen über Klima-Kipppunkte ist leider immer noch dürftig. Auftauen des Permafrostes, Sterben des Amazonaswaldes, Versiegen der AMOC führen wahrscheinlich zu lokal drastischen Folgen, verstärken die globale Erwärmung im 21.Jhrt vermutlich nur geringfügig. Ein Kippen der AMOC in diesem Jahrhundert gilt als eher unwahrscheinlich. Eine globale Erwärmung über 2 °C könnte ein Kippen der Eisschilde in Grönland und der Antarktis mit mittelfristig sehr weitreichenden globalen Folgen auslösen. Klima-Kipppunkte müssen im räumlichen und zeitlichen Kontext betrachtet werden. Dieser neue Aspekt der wissenschaftlichen Diskussion abrupter Klimaänderungen wird leider in der medialen Öffentlichkeit außer Acht gelassen, ist jedoch für zielführenden und effektiven Klimaschutz wichtig.
Referent/Referentin
Prof. Dr. Martin Claußen, Universität Hamburg
Veranstalter
Institut für Meteorologie und Klimatologie
Termin
12. Dezember 202416:15 Uhr - 17:15 Uhr
Ort
Institut für Meteorologie und KlimatologieGeb.: 4105
Raum: F118
Herrenhäuser Straße 2
30419 Hannover