Das Welfenschloss war noch im Rohbau, als Preußen 1866 das Königreich Hannover annektierte. Im August 1870 wurde das Gebäude als Hilfslazarett für die Kriegsopfer des Deutsch-Französischen Krieges eingerichtet. 190.000 Soldaten ließen ihr Leben, mehr als 230.000 wurden verwundet. Zahlreiche Baracken und Zelte vor dem Schloss wurden hierfür aufgestellt. Zwölf Schwestern pflegten dort seit dem 13. August 1870 gut 300 französische und deutsche Soldaten. Für das Erinnerungsalbum von Auguste Hesse gruppieren sich die Kranken sowie die Ärzte, Diakonissen des Henriettenstiftes (links, mit weißer Haube) und freiwillige Hilfsschwestern des Hannoverschen Frauenvereins (rechts, mit Rotkreuzabzeichen an der Schürze) zu einem Gruppenbild um das Krankenbett eines Schwerverwundeten.
Das Gruppenfoto wird draußen, vor Baracke Nr. 5, aufgenommen. Auch der Aufenthalt eines jungen Soldaten der französischen Kolonialtruppen wird fotografisch festgehalten. Ein Krankenwärter mit Rotkreuz-Armbinde stützt den hilfsbedürftigen jungen Mann, der offenbar am Bein verwundet ist. Er stammt vermutlich aus einem der algerischen oder tunesischen Schützenregimenter. Das Foto stellt die fürsorgliche Atmosphäre trotz kultureller Unterschiede heraus. Die Nutzung als hannoversches Reservelazarett III dauerte bis zum 04.07.1871.
Am 16.12.2024 geht es weiter mit „Reservelazarett III – Teil 2 – Das Rote Kreuz“.
(Text: Dr. Ariane Walsdorf)