Luxusgarage für Pferde – Der Marstall

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Marstallgebäude von 1867, Foto ca. 1956, Historisches Museum Hannover

Der Rennstall der Welfen brauchte natürlich auch eine „Luxusgarage“. Der Architekt Eduard Heldberg begann den Bau ab 1863 noch in den letzten Jahren des Königreichs Hannover und vollendete ihn 1867, nach der Annexion durch das Königreich Preußen. Er stattete den Marstall nach modernsten, Pariser artgerechten Tierhaltungvorschriften aus: viele Tageslichtfenster, eine ausgeklügelte Belüftungsanlage und ausreichend Platz für viel Bewegungsfreiheit. Für den Boxenstop: Ein glasüberdeckter Innenhof, der zum Einspannen diente. Dazu plante er Funktionsräume wie Trensen- und Sattelkammern, Heu- und Strohböden, Futtersilos, Wohn- und Schlafsäle für Kutscher und Stallknechte und eine Schmiede. Die ursprüngliche Fläche betrug etwa ein Drittel des Welfenschlosses. Über 100 Luxuspferde Georg V. waren hier einst untergebracht. Geschickt positionierte Heldberg den Marstall mit ca. 45 Grad geknickter Front und damit parallel zur Herrenhäuser Allee – und nicht zum Schloss - , um ein Gesamtensemble mit einem harmonischen, trapezförmigen Grundriss zu schaffen. 44 Jahre, von 1867 bis 1911 diente der Marstall als Stallung. Auch nach der Annexion der Preußen 1866 war er beliebte Unterkunft für Luxuspferde. Kaiser Wilhelm II. brachte dort gerne die Pferde seines Königs-Ulanen-Regiment Nr. 13 unter. Zuletzt beherbergte der Marstall noch 124 Pferde. Nach dem Einzug der Technischen Hochschule diente ein Seitenflügel zunächst als Mensa. Er wurde 1960 abgerissen. Im Mai 2024 feierte die Leibniz Universität nach umfangreicher Renovierung die Wiedereröffnung des Marstalls als Lesesaal der Technischen Informationsbibliothek und der Leibniz Universität.

(Text: Dr. Ariane Walsdorf)