Der Luftschutzkeller

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Luftschutzkeller im Welfenschloss, Lazarett

Der Krieg kam am 4. September 1939 nach Hannover. Er kam aus der Luft. Die Bomber der britischen Armee hatten nur eine kurze Flugstrecke – und sie hatten Radar zur Orientierung in der Nacht. Deshalb war der Maschsee zur Tarnung abgedeckt und seine Form durch künstliche Inseln verschleiert worden. Die geometrischen Muster des Großen Gartens in Herrenhausen (50 ha) allerdings dienten den totbringenden Luftgeschwadern zur Orientierung für die Anflugstrecke von Nordwesten Richtung Innenstadt. Auf dem Weg lag die Technische Hochschule mit Sitz im Welfenschloss. In zwei Nächten Ende September 1943 wurde das Welfenschloss schwer bombardiert. Die Menschen flüchteten unter die Erde, weil auf offener Straße die „herabstürzenden Brandbomben mit den abgeworfenen Phosphorkanistern für Minuten ein Flammenmeer bildeten“ (Hannoverscher Kurier, 1943). Lange hatte sich die lokale Presse in Sicherheit gewähnt: „Ich kann verstehen, dass die Engländer London evakuieren, aber wenn die Engländer wüssten, wie viele Geschütze um Berlin herum liegen, würden sie verstehen, dass ich Berlin nicht evakuiere“, tönte Hermann Göring, und der Hannoversche Kurier ergänzte: „Was er [Göring] von Berlin sagte, das darf auch für Hannover gelten.“ (Hannoverscher Kurier, 15. Oktober 1939). Eine fatale Fehleinschätzung. Maßnahmen zum Schutz der Zivilbevölkerung waren nicht ausreichend getroffen worden.

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Luftschutzkeller im Welfenschloss, Gasschleuse
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Luftschutzkeller im Welfenschloss, Gasschutztüren

Im Welfenschloss hatte man im Luftschutzkeller Stahltüren für Gasschleusen nachgerüstet, aber hauptsächlich schützte man sich durch das Aufstellen von Wassereimern, die zum Durchnässen der Kleidung gegen schwere Brandwunden helfen sollten. Während der Bombennächte drängelten sich wohl viele verängstigte Menschen im Luftschutzkeller des Welfenschlosses. Sowohl die schweren Stahltüren als auch die verblassten Beschriftungen an den Kellerwänden zur maximalen „Personenanzahl“ der Schutzsuchenden sind heute noch zu sehen. Der Krieg war einst hier, seine Spuren am Gebäude bleiben zurück und mahnen uns, ihn nicht zu vergessen.

(Text: Dr. Ariane Walsdorf)