Montbrillant – Von Lust und Lustschloss

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„Das Lustschloss Montbrillant bei Hannover“ um 1850; kolorierter Stahlstich von Ludwig Rohbock nach Johann Friedrich Lange, Druck und Verlag von Gustav Georg Lange in Darmstadt.

Ein „Lustschloss“ oder „Maison de plaisance“ – von frz. „plaisir“, „Lust“, „Freude“, „Vergnügen“ – bezeichnet ein kleines Schloss, das abseits des Hofzeremonielles dem privaten Vergnügen seiner meist fürstlichen Bauherren und -damen diente. Im Jahr 1713 schenkte Georg I. seiner Halbschwester Sophie von Platen-Hallermund das Gelände in der Nähe der Sommerresidenz Herrenhausen für das zukünftige Lustschloss Montbrillant. Sophie war die uneheliche Tochter des Kurfürsten Ernst August von Hannover (1629–1698) und dessen jahrelanger Nebenfrau Gräfin Clara Elisabeth von Platen (1648–1700). Ungewöhnlich waren Beziehungen mit Nebenfrauen am Hof nicht, schließlich wurden Ehen aus dynastischen Gründen geschlossen. Die jeweilige "Maîtresse royale" oder "Maîtresse en titre" verfügte in der Hofwelt über großen Einfluss. Die Halbgeschwister Georg I. und Sophie standen sich nahe, man wuchs mit „Kind und Kegel“ in einer barocken Patchworkfamilie auf. Das Privileg der freien Partnerwahl galt natürlich nur für Männer – wie Sophie Dorothea von Braunschweig-Lüneburg schmerzlich erfahren musste: Wegen einer Liebes-Affäre wurde die Kurprinzessin nach Ahlden verbannt.

Der Architekt Louis Remy de la Fosse errichtete das prachtvolle Lustschloss Montbrillant. Ab 1726 wurde es als Gästehaus der hannoverschen Royals genutzt. Hier residierte (1814-1837) auch Herzog Adolph Friedrich Duke of Cambridge, Sohn von König Georg III., Stadthalter und Vizekönig von Hannover. Der Duke of Cambridge war offenbar kein Kind von Traurigkeit, wie ein hannöverscher Trinkspruch weiß:

Pitsche, pitsche, pitsche –
der Herzog von Cambridsche!
Hei kümmt, hei kümmt, hei kümmt,
ob hei noch einen nümmt?
[erwartungsvolle Pause]

Hei nümmt noch einen!
Na denn man prost!

1857 wurde das Schloss abgetragen und wich dem späteren Welfenschloss. Ein kleiner Rest des Schlosses Monbrillant ist den Hannöverschen indes erhalten geblieben: Der 1841 von Laves entworfene gusseiserne Laubengang wurde in den Großen Garten nach Herrenhausen umgesetzt und schließt sich dort am Galeriegebäude an.

(Text: Dr. Ariane Walsdorf)