Nach Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges meldeten sich viele Frauen des Hannoverschen Frauenvereins, der örtliche Zweigverband des Vaterländischen Frauenvereins, für die Lazaretttätigkeit als freiwillige Hilfspflegerinnen im Reservelazarett des Welfenschlosses. Diese Hilfsschwestern kamen häufig aus wohlhabenden Verhältnissen und halfen mit Haushaltsarbeiten und der Betreuung der verwundeten und erkrankten Soldaten. Die krankenpflegerische Tätigkeit wurde von ausgebildeten Diakonissen des von Königin Marie 1860 gegründeten Henriettenstifts ausgeübt. Auch Auguste Hesse aus Hannover meldete sich als Hilfsschwester. Sie war die 1830 geborene Tochter eines hannoverschen Generalmajors. Sie übernahm vom 15.08.1870 bis 14.04.1871 die Stellung einer Oberin für die Hilfsschwestern im Reservelazarett III.
Ihr Fotoalbum dokumentiert den Einsatz der Frauen, die sich mit großer Fürsorge um die Verwundeten Soldaten beider Seiten kümmerten. Mit hübsch gedeckten Kaffeetafeln, Handarbeiten, Gesängen und morgendlichen Gebeten gaben die Frauen emotionalen und moralischen Halt in Kriegszeiten. „Das Leben in den Baracken gestaltet sich, wo sich die rechten Elemente zusammenfinden, zu einem Familienleben, in welchem die Diakonissin ist, was die Franzosen in ihren Namen mère legen, eine Hausmutter, der die Pfleglinge gern folgen, deren Morgen-, Abend- und Tischgebet sie andächtig hören, und mit der sie die schönen geistlichen Lieder singen.“, schrieb Anna Forcke. Die Oberin war in Hannover mit der Lazarettpflege im Welfenschloss und im Mutterhaus des Henriettenstifts beschäftigt. Gleichzeitig erkrankte sie an einer Blinddarmentzündung, „welche ihr aber nicht die Kraft zum Wirken nahm, sondern sie blieb völlig leistungsfähig“.
Häufig organisierten die Frauen auch Benefizveranstaltungen, um das nötige Geld zur Pflege der Verwundeten zu sammeln. Sowohl die pflegerische, als auch die emotional-moralische Unterstützung der häufig schwer verwundeten Soldaten durch die ehrenamtliche Tätigkeit der Hilfsschwestern ist nicht hochgenug zu achten und verdient unseren Respekt.
(Text: Dr. Ariane Walsdorf)