Um die Energiewende und seine Klimaziele zu erreichen, braucht Deutschland Alternativen zu fossilen Kraftstoffen. "Wasserstoff, vor allem wenn er mit Hilfe von erneuerbaren Energiequellen produziert wird, ist ein vielversprechender Weg", sagt Dr. Steven Gronau vom Institut für Umweltökonomik und Welthandel der Leibniz Universität Hannover. Der Post-Doktorand befasst sich in einem neu gestarteten Forschungsprojekt mit den volkswirtschaftlichen Auswirkungen des Einsatzes von Wasserstoff in der Luftfahrt und geht dabei auch der Frage nach, wie sich staatliche Unterstützung auf die Nutzung auswirkt. Das Vorhaben "Hydrogen in sustainable aviation: Macroeconomic impacts and state intervention" wird im Rahmen des Exzellenzclusters SE²A für 18 Monate mit 100.000 Euro gefördert.
Daten fließen in volkswirtschaftliches Simulationsmodell ein
Wenn statt Kerosin künftig Wasserstoff in den Flugzeugtanks landen soll, betrifft das die gesamte Wertschöpfungskette des Wasserstoffs und verknüpft unterschiedliche Branchen - von der Erzeugung im Energiesektor bis zur Nutzung im Luftverkehr. Bruttoinlandprodukt, Beschäftigungsstatistiken, Handelsbilanzen, Warenströme, Energiepreise, Staatsausgaben: Diese und weitere Daten sammelt das Projektteam vor allem aus Angaben des Statistischen Bundesamtes, des AG Energiebilanzen e. V. und weiterer wissenschaftlicher Quellen.
Die Daten fließen in ein volkswirtschaftliches Simulationsmodell - ein so genanntes computergestütztes Gleichgewichtsmodell - mit dem sich die Effekte des Einsatzes von Wasserstoff in der Luftfahrt auf die deutsche Wirtschaft darstellen lassen. Das vom Projektteam konzipierte Modell zielt darauf ab, die makroökonomischen Effekte einer künftigen wasserstoff-basierten Luftfahrt mit einer Fortführung des konventionellen Luftverkehrs zu vergleichen. "Diese Art der volkswirtschaftlichen Modellierung ist etabliert - aber es gibt noch keine Anwendung für Wasserstoff in der Luftfahrt. Insgesamt wird die Frage nach der Einsatzmöglichkeit von Wasserstoff bisher sehr stark aus technischen Perspektiven betrachtet", sagt Projektleiter Gronau, der diese Forschungslücke schließen will.
Die Möglichkeiten politischer Interventionen
Eines ist jetzt schon klar: "Kerosin ist derzeit günstiger als Wasserstoff. Warum also sollte eine Fluglinie in Wasserstoff investieren?", fragt Gronau und verweist auf unterstützende politische Rahmenbedingungen, die in dem neuen Projekt ebenfalls untersucht werden. Ein Beispiel wäre die staatliche Subvention des Wasserstoffs. "Politische Interventionen - in welcher Form auch immer - sind essentiell, damit Deutschland die für 2050 angestrebte Klimaneutralität erreichen kann", so der Wirtschaftswissenschaftler Gronau.
Das Projekt startet am 1. Dezember 2021 und wird maßgeblich von einem Doktoranden bearbeitet. Geplant ist außerdem, dass bis zu drei Bachelor- und zwei Masterarbeiten aus den Fachgebieten Wirtschaftswissenschaften und Wirtschaftsingenieurwesen betreut werden.
Der Exzellenzcluster SE²A
Der Exzellenzcluster "SE²A - Sustainable and Energy-Efficient Aviation" ist ein interdisziplinäres Forschungsvorhaben mit dem Ziel, Technologien für die nachhaltige und umweltverträgliche Entwicklung des Luftverkehrs zu erforschen. In dem Cluster arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Luftfahrt, Elektrotechnik, Energie, Chemie und Design an der Senkung von Emissionen, der Verringerung der Lärmbelastung, der Recyclingfähigkeit von Lufttransportsystemen sowie der Weiterentwicklung des Luftverkehrs-Managements. Sprecherhochschule von SE²A ist die TU Braunschweig; neben der Leibniz Universität Hannover sind auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), die Hochschule für Bildende Künste Braunschweig (HBK) und die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) auf der Grundlage von Kooperationsverträgen beteiligt.
Weitere Informationen zum Exzellenzcluster SE²A: https://www.tu-braunschweig.de/se2a
Weitere Informationen zum Institut für Umweltökonomik und Welthandel, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, der Leibniz Universität Hannover: https://www.iuw.uni-hannover.de
Hinweis an die Redaktion
Für weitere Informationen steht Ihnen Dr. Steven Gronau, Institut für Umweltökonomik und Welthandel, unter Telefon +49 511 762 19966 oder per E-Mail unter gronau@iuw.uni-hannover.de gern zur Verfügung.