Die Hälfte der von uns verbrauchten Energie fließt in die Erzeugung von Wärme. Die Defossilierung des Wärmesektors ist deswegen zugleich eine Herausforderung und eine Chance für die Energiewende. Die durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine verursachte Gasmangellage zeigt, dass dieser Weg auch aus geopolitischen Gründen alternativlos ist. Die Bundesregierung hat für das Jahr 2030 einen Anteil von 50% klimaneutraler Wärme als Ziel gesetzt. Um dies zu erreichen, müssen vor allem einfach umsetzbare Lösungen für die derzeit noch etwa 20 Millionen fossil beheizten Bestandsgebäude entwickelt werden. Viele dieser Gebäude sind mit veralteten Heizungsanlagen ausgestattet, Kesseleffizienzen und Optimierungspotentiale sind nicht bekannt.
Forschung kann hier auf verschiedenen Ebenen ansetzen: Detailliertes Monitoring im Gebäudebestand ist notwendig, um ökonomisch und ökologisch sinnvolle Lösungen entwickeln zu können. Mittels Gebäudesimulationen werden alternative Lösungen designt und bewertet. In Demonstrationsprojekten wird die Praxistauglichkeit solcher Lösungen verifiziert. Die Forschungsarbeit findet in enger Zusammenarbeit mit der Heizungsindustrie und der Wohnungswirtschaf statt. Neben aktuellen Ergebnissen für den Wohngebäudebestand wird im Vortrag auch gezeigt, welche Maßnahmen am ISFH ergriffen wurden, um das Institut im Notfall ohne Gasversorgung arbeitsfähig zu halten.
Referent: Dr. Raphael Niepelt
Dr. Raphael Niepelt
Dr. Raphael Niepelt, Jahrgang 1982, hat in Göttingen und Jena Physik studiert. Nach Abschluss seiner Promotion wechselte er 2012 ans ISFH und ist seit 2019 auch Mitarbeiter der Leibniz Universität. Dort beschäftigt er sich mit Energiesystemanalyse. Seit diesem Jahr leitet er zusätzlich die am ISFH beheimatete Arbeitsgruppe Elektrische Energiesysteme, die sich mit der Kopplung von Strom- und Wärmesektor und der Integration von Erneuerbarer Energie in die Wärmeversorgung beschäftigt.