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Vorschläge für die stärkere Nutzung von naturbasierten Lösungen gegen Klimawandelfolgen

Vorschläge für die stärkere Nutzung von naturbasierten Lösungen gegen Klimawandelfolgen

Ein Team aus Forschenden schlägt fünf Prinzipien vor, die jetzt in der renommierten Fachzeitschrift npj Urban Sustainability erschienen sind

Viele Staaten der Erde sehen naturbasierte Lösungen als zentralen Beitrag zur Verminderung und Anpassung an den Klimawandel. Bisherige Pilotprojekte fördern zumeist jedoch nur sehr kleine Vorhaben und sind nicht in umfassende, regionale Strategien eingebunden. Wie lassen sie sich unter Normalbedingungen in großem Maßstab realisieren? Dazu schlägt ein Team aus Hannover, Müncheberg, Leipzig, Potsdam und Bochum fünf Prinzipien vor - unter anderem, die Chancen der Corona-Krise zu nutzen. Die Vorschläge sind jetzt in der renommierten Fachzeitschrift npj Urban Sustainability erschienen.

Naturbasierte Lösungen sind Maßnahmen, die ökologische, soziale und ökonomische Herausforderungen auf von der Natur inspirierte oder unterstützte Weise bewältigen. Sie können wichtige Beiträge zu den globalen Nachhaltigkeitszielen leisten. Beispiele für solche Lösungen sind die Entwicklung von grüner Infrastruktur, um die Effekte des Klimawandels in den Städten abzufedern, die Wiederherstellung von Auen und Feuchtgebieten, um Überflutungsfolgen von Flüssen zu mindern, und Maßnahmen in der Landwirtschaft, um Biodiversität zu erhalten und die Bereitstellung diverser Ökosystemleistungen zu verbessern.

Zahlreiche internationale Forschungs- und Innovationsprojekte erarbeiten und erproben derzeit Strategien zur Nutzung von naturbasierten Lösungen, um diverse gesellschaftliche Herausforderungen zu bewältigen. Allerdings sind bisherige Projekte aus Sicht der Autorinnnen und Autoren unzureichend, um ein Aufgreifen von naturbasierten Lösungen in größerem Maßstab oder gar flächendeckend zu erreichen. Pilotprojekte profitieren meist durch die Einbettung in Forschungsvorhaben von ungewöhnlicher finanzieller und institutioneller Förderung, die in der breiten Anwendungspraxis nicht in gleicher Form realistisch ist. Und vor allem beschäftigen sich aktuelle Pilotprojekte noch viel zu wenig mit den erheblichen Hemmnissen in der politisschen Entscheidungsfindung und tatsächlichen praktischen Realisierung.

Barbara Schröter vom Leibniz Institut für Agrarlandschaftsforschung (ZALF), Jochen Hack von der Leibniz Universität Hannover (LUH, Institut für Umweltplanung), Frank Hüesker und Christian Kuhlicke vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und der Universität Potsdam sowie Christian Albert von der Ruhr Universität Bochum haben einen Artikel publiziert, der fünf Prinzipien vorschlägt, um naturbasierte Lösungen zukünftig viel stärker als bisher in Entscheidungen zu berücksichtigen und tatsächlich zu realisieren (Originalartikel: www.nature.com/articles/s42949-022-00047-z)

Die Kernaussagen lauten:

1. eine strategische Herangehensweise nutzen, die unterschiedliche Stakeholderinteressen sowie lokale, regionale und überregionale Ebenen der Planung und Entscheidungsfindung berücksichtigt,

2. ausreichende finanzielle und andere institutionelle Anreize für integrierte, partizipative Prozesse bereitstellen,

3. systematisch angemessene Formen für Governance und Management etablieren und Vermittlerinnen/Vermittler oder Multiplikatorinnen/Multiplikatoren für das Voranbringen von naturbasierten Lösungen gewinnen,

4. die Chancen der aktuellen Corona-, Klima- und Biodiversitätskrise nutzen, um einen tiefgreifenden, transformativen Wandel in unserem Umgang mit Natur und Landschaft voranzubringen, sowie

5. aus Erfahrungen mit der Nutzung naturbasierter Lösungen in anderen Teilen der Welt lernen.

Bei der Anwendung der Prinzipien sollten die Chancen genutzt werden, die sich durch die anlaufenden Bemühungen um einen nachhaltigen und intelligenten Wiederaufbau der Wirtschaft nach der Corona-Pandemie sowie die vielfältigen Bestrebungen auf internationaler, EU- und Bundesebene zur Renaturierung von Ökosystemen und nachhaltigen Stadtentwicklung ergeben.